Therme Bad Hofgastein

Sanierung und Modernisierung, geladener Wettbewerb

Salzburg, AT



Ziel des Projektes ist ein erneuertes räumliches und atmosphärisches Angebot an die Badegäste verschiedener Generationen, das berühmte Gasteiner Thermalwasser mit allen Sinnen zu erleben. Dieses Anliegen wird nicht durch billiges Entertainment oder künstliches Unterhaltungsambiente verfolgt, sondern, in einer Stimmung zwischen meditativer Mystik und lichtdurchfluteter Großzügigkeit, durch ein konsequentes Sichtbarmachen und Ausbauen der im bestehenden Gebäude und am Ort vorhandenen Qualitäten.

Das Thermalwasser von Bad Hofgastein in neuen, unverwechselbaren Stimmungen zu fassen, ihm mit den Mitteln einer rigorosen architektonischen Haltung den entsprechenden edlen Behälter zu geben, der seine Wirkung auf die Badegäste auch längerfristig nicht verfehlen wird, das betrachten wir als den besten Garant einer erfolgreichen Erneuerung der Therme.

Bezug zur Landschaft:

Nicht nur das bestehende Gebäude, auch das Bewußtsein und der Stolz der Marktgemeinde für ihre größte öffentliche Anlage sollte erneuert werden. Gerade die landschaftliche Ausstrahlung der neuen Thermenanlage kann dieses erneuerte öffentliche Bewußtsein wecken und fördern. Es geht also vor allem auch darum, die Bedeutung der Anlage als eigenständigen Teil im Ortsgefüge, mit besonderem Bezug zur Landschaft, bewußt zu machen. Das Areal stellt allein schon aufgrund seiner Größe, die etwa dem gesamten alten Ortskern entspricht, in der Marktgemeinde eine Kategorie für sich dar. Das Projekt gibt dieser Sonderstellung räumlich Ausdruck und macht das gesamte künftige Thermenareal als Einheit unterschiedlicher Teile erlebbar. Die Therme wird als kristalliner Kernbereich in den Kurpark eingebettet, der mit der dichten Baumbepflanzung des neuen Parkplatzes zu einem noch weitläufigeren Grünraum entlang der Gasteiner Ache zusammengefaßt wird. Die flache Schichtung des Baukörpers, die das Thermengebäude schon jetzt auszeichnet und von den übrigen Gebäuden des Ortes klar unterscheidet, wird noch verstärkt und durch die Modellierung des Geländes auf die Freiräume erweitert. Unterhalb des Ortszentrums gibt die Therme diesem eine neue Basis. Gleichsam wie ein großer Felsen, den eine Eiszeit vor langem von den Bergmassiven hier abgelagert haben könnte, wird der neue Thermenkomplex zu einem unverwechselbaren Bestandteil des Gasteinertales. Das Material der neuen Hülle des Hauptbaukörpers - schindelartig geschichtete Lamellen aus Plattengneis, die den Lichteinfall ins Gebäude filtern - gibt diesem landschaftlichen Bezug konkreten architektonischen Ausdruck. Diese transluzente Hülle unterscheidet auch den Hauptbaukörper von den Nebentrakten und kleinmaßstäblichen Elementen am Rand des Thermenareals. Das einheitliche Material - Plattengneis - faßt diese Elemente mit den eigentlichen Thermenhallen zusammen.

Bezug zum Bestand:

Die Qualität des bestehenden Thermengebäudes liegt vor allem in seiner flach geschichteten, offenen Struktur. Verunklärende An- und Einbauten werden entfernt, zwischen den Hauptteilen der Struktur neue Verbindungselemente und Zwischenräume eingefügt. Die Unterschiedlichkeit der Trakte in bezug auf ihre Tragstruktur wird benutzt, um die Teile zueinander in räumliche Spannung zu setzen, und findet in unterschiedlichen Nutzungen ihre Entsprechung. Die Randelemente, insbesondere der Rand zum Parkplatz mit dem Eingangstrakt, werden gänzlich neu definiert und von dem Bestand unterschieden. Der größte Eingriff besteht im Anbau der neuen Thermenhalle: Als vierte große Struktur integriert er sich in den Komplex der drei vorhandenen, bricht aber auch ihre räumliche Starrheit auf, indem er sich an den Hauptrichtungen der Landschaft orientiert: quer zum Tal, gleichsam als Ausläufer des Schwemmkegels, an dessen Wurzel der Ortskern von Bad Hofgastein entstand, in die Ebene der Gasteiner Ache. Die neue transluzente, mit den Lamellen aus Plattengneis versehene Hülle faßt die vier Bauteile zu dem nach vier Richtungen ausgreifenden Hauptbaukörper zusammen.

Funktionelle Gliederung:

Die drei Hauptteile des Programmes - der Saunabereich, die Ruhetherme und die Familientherme - sind dem Gelände folgend auf drei Ebenen gestaffelt angeordnet. Der Saunabereich liegt auf dem Niveau der Uferpromenade in der dichten, auwaldartigen Bepflanzung. Er ist als Terrassengeschoß in das Gelände integriert und öffnet sich auf einen umschlossenen Teil des "Auwald"-Streifens. Der Ruhetherme auf der mittleren Ebene - etwa dem Niveau des neuen Eingangs ist der große, neue Thermenhof zugeordnet. Während Hof und neue Thermenhalle leicht angehoben sind, liegt die Badehalle im bestehenden Mitteltrakt unter Geländeniveau und wird über doppelgeschossige Teile und die darüberliegenden Becken der Familientherme belichtet. Diese besetzt die oberste Ebene (ca. Senator Wilhelm Wilfling-Platz) und ist im Gegensatz zum gedämpften Licht der Ruhetherme durchflutet vom gefilterten Licht der transluziden Haut. Sie öffnet sich zur dritten großen Außenraumeinheit: der zum Fluß hin leicht fallenden Terrasse des Thermengartens mit seinen großen Liegewiesen.