Neuordnung des Zugangsbereichs zur Alhambra
Granada, E
Entwurf: | 1989-1993 |
Ausführung: | 1994-1997 |
Einer primär dienenden Aufgabe legten die Architekten ein subtiles technisches System zugrunde und überhöhten die die Aufgabe zusätzlich im künstlerischen Sinn. Heute verdecken die bereits üppigen Maulbeerbäume die weitläufige Anlage. Das Gesamtkonzept vermittelt sich auch bei geübtem Blick nur nach eingehender Beschäftigung.
Zugleich ist die Unauffälligkeit dieser Anlagen natürlich ein positives Zeichen, bedenkt man, dass die Alhambra zu einer der großen Attraktionen nicht nur von Europa sondern der ganzen Welt zählt und insofern einen Massenandrang zu bewältigen hat.
Durch die Ausschreibung des Wettbewerbs wurde der entscheidende Schritt gesetzt, indem der Massentourismus von der Stadt weggelenkt und der Haupteingang an die Ostseite des Hügels verlagert werden sollte – also dorthin, wo genügend unverbaute Flächen vorhanden waren.
Entlang einer langen geraden Hauptzufahrt sind in Querrichtung und damit kammartig die Parkplätze angeordnet. Zwischen diesen Feldern mit den gleichmäßig verteilten Maulbeerbäumen liegen weitere Grünbereiche, die Orangenhaine. Was scheinbar einfach klingt, bringt in der sommerlichen Hitze Andalusiens jedoch ein gravierendes Problem mit sich – die Bewässerung. Dieses Problem gab es bereits in nasridischer Zeit, und so spielt das Wasser auch in den Palästen der Alhambra eine besondere Rolle und stellt einen zentralen Aspekt ihrer Konzeption und folglich ihres kulturellen Wertes dar. Langgestreckte rechteckige Wasserbecken kann man durchaus als konstitutive Elemente dieser herausragenden Architektur bezeichnen. Vor diesem Hintergrund leuchtet es ein, das Problem der Bewässerung auch bei den neuen Zugangsbereichen nicht auf technokratische Weise zu lösen. Letzteres hätte bedeutet, das Wasser mittels Druckpumpen über perforierte Schläuche zu verteilen. Hubmann und Vass entwickelten im Gegensatz dazu ein komplexes und auch sensibles System, das den „Wasserbau“ architektonisch interpretiert. Für Parkplatzanlagen im Allgemeinen würde das wohl überzogen erscheinen. Bedenkt man jedoch die internationale Architekturentwicklung, die Infrastrukturaufgaben immer mehr Aufmerksamkeit schenkt, aber auch den kulturellen Wert der Alhambra und die über die Einrichtung von Parkplätzen weit hinausgehende Aufgabe der landschaftlichen Restaurierung und der Gestaltung eines Aufenthaltsbereichs für die Touristen, so erscheint die kreative Interpretation einer auf den ersten Blick bloß funktionellen Frage andererseits angemessen.
Die Architekten überlagerten die Parkflächen samt den dazwischenliegenden Orangenhainen mit einem Bewässerungssystem. Die weit verzweigten Kanäle münden schließlich in einem großen, flachen, hochgehobenen Becken vor dem Eingang. Letzteres bietet für die Besucher Schutz vor der sommerlichen Hitze und fungiert zugleich als Speicherbecken. Die Kanäle strukturieren nicht nur die eigentlichen Parkplatzzonen. Der Querschnitt des Kanals und seine jeweilige Neigung wurden genau kalkuliert. Die Architekten wollten im Bereich der Parkplätze ein entspanntes Spazieren in enger Verbindung mit den Wasserläufen ermöglichen, das gleichsam das beschauliche Spazieren in der Alhambra selbst vorwegnimmt. Die Wege der Fußgänger begleiten demnach die Kanäle, und die Kühlung sollte nicht nur über die Nähe zum Wasser, sondern auch über die Verschattung der vorkragenden Betonelemente erfolgen.
Das beschriebene Entwurfskonzept wurde zwar realisiert, doch (eingehen auf Privatisierung der Ausführung aufgrund der Krise der Staatsfinanzen nach der Expo´92 in Sevilla...!?) bei der Umsetzung waren Kompromisse notwendig, die wegen der Feinheiten des Bewässerungssystems, das gemeinsam mit dem österreichischen Ingenieur und Wasserbauer Anton Henle entwickelt wurde, entsprechende Konsequenzen hatten. Henle sprang zu einem späten Zeitpunkt für das spanische Ingenieurbüro ein, um kritische Punkte des „archaischen“ Systems zu lösen. Dieses kalkulierte in seinen flachen Teilen mit einem Wasserfilm bei einer Fließmenge von 3 Liter/Sekunde, einer Geschwindigkeit von 30 cm/Sekunde und 0,2 % Gefälle. Der Wasserfilm versorgte auch die darunterliegenden Speicher, aus denen schließlich das Wasser zur Bewässerung entnommen wurde. Dass dieses System einer entsprechend genauen Ausführung bedurft hätte, ist nahe liegend, nicht zuletzt um Setzungen zu vermeiden. Doch mit der Realisierung wurde eine Straßenbaufirma betraut, und für die Fugen zwischen den Fertigteilen wurden (anstatt der vorgegebenen) billige Dichtungen verwendet, was Wasserverluste, schließlich Unterwaschungen und eben auch Setzungen zur Folge hatte. Das Funktionieren des ausgeklügelten Bewässerungssystems war dadurch von Beginn an in Mitleidenschaft gezogen.
Zugleich ist die Unauffälligkeit dieser Anlagen natürlich ein positives Zeichen, bedenkt man, dass die Alhambra zu einer der großen Attraktionen nicht nur von Europa sondern der ganzen Welt zählt und insofern einen Massenandrang zu bewältigen hat.
Durch die Ausschreibung des Wettbewerbs wurde der entscheidende Schritt gesetzt, indem der Massentourismus von der Stadt weggelenkt und der Haupteingang an die Ostseite des Hügels verlagert werden sollte – also dorthin, wo genügend unverbaute Flächen vorhanden waren.
Entlang einer langen geraden Hauptzufahrt sind in Querrichtung und damit kammartig die Parkplätze angeordnet. Zwischen diesen Feldern mit den gleichmäßig verteilten Maulbeerbäumen liegen weitere Grünbereiche, die Orangenhaine. Was scheinbar einfach klingt, bringt in der sommerlichen Hitze Andalusiens jedoch ein gravierendes Problem mit sich – die Bewässerung. Dieses Problem gab es bereits in nasridischer Zeit, und so spielt das Wasser auch in den Palästen der Alhambra eine besondere Rolle und stellt einen zentralen Aspekt ihrer Konzeption und folglich ihres kulturellen Wertes dar. Langgestreckte rechteckige Wasserbecken kann man durchaus als konstitutive Elemente dieser herausragenden Architektur bezeichnen. Vor diesem Hintergrund leuchtet es ein, das Problem der Bewässerung auch bei den neuen Zugangsbereichen nicht auf technokratische Weise zu lösen. Letzteres hätte bedeutet, das Wasser mittels Druckpumpen über perforierte Schläuche zu verteilen. Hubmann und Vass entwickelten im Gegensatz dazu ein komplexes und auch sensibles System, das den „Wasserbau“ architektonisch interpretiert. Für Parkplatzanlagen im Allgemeinen würde das wohl überzogen erscheinen. Bedenkt man jedoch die internationale Architekturentwicklung, die Infrastrukturaufgaben immer mehr Aufmerksamkeit schenkt, aber auch den kulturellen Wert der Alhambra und die über die Einrichtung von Parkplätzen weit hinausgehende Aufgabe der landschaftlichen Restaurierung und der Gestaltung eines Aufenthaltsbereichs für die Touristen, so erscheint die kreative Interpretation einer auf den ersten Blick bloß funktionellen Frage andererseits angemessen.
Die Architekten überlagerten die Parkflächen samt den dazwischenliegenden Orangenhainen mit einem Bewässerungssystem. Die weit verzweigten Kanäle münden schließlich in einem großen, flachen, hochgehobenen Becken vor dem Eingang. Letzteres bietet für die Besucher Schutz vor der sommerlichen Hitze und fungiert zugleich als Speicherbecken. Die Kanäle strukturieren nicht nur die eigentlichen Parkplatzzonen. Der Querschnitt des Kanals und seine jeweilige Neigung wurden genau kalkuliert. Die Architekten wollten im Bereich der Parkplätze ein entspanntes Spazieren in enger Verbindung mit den Wasserläufen ermöglichen, das gleichsam das beschauliche Spazieren in der Alhambra selbst vorwegnimmt. Die Wege der Fußgänger begleiten demnach die Kanäle, und die Kühlung sollte nicht nur über die Nähe zum Wasser, sondern auch über die Verschattung der vorkragenden Betonelemente erfolgen.
Das beschriebene Entwurfskonzept wurde zwar realisiert, doch (eingehen auf Privatisierung der Ausführung aufgrund der Krise der Staatsfinanzen nach der Expo´92 in Sevilla...!?) bei der Umsetzung waren Kompromisse notwendig, die wegen der Feinheiten des Bewässerungssystems, das gemeinsam mit dem österreichischen Ingenieur und Wasserbauer Anton Henle entwickelt wurde, entsprechende Konsequenzen hatten. Henle sprang zu einem späten Zeitpunkt für das spanische Ingenieurbüro ein, um kritische Punkte des „archaischen“ Systems zu lösen. Dieses kalkulierte in seinen flachen Teilen mit einem Wasserfilm bei einer Fließmenge von 3 Liter/Sekunde, einer Geschwindigkeit von 30 cm/Sekunde und 0,2 % Gefälle. Der Wasserfilm versorgte auch die darunterliegenden Speicher, aus denen schließlich das Wasser zur Bewässerung entnommen wurde. Dass dieses System einer entsprechend genauen Ausführung bedurft hätte, ist nahe liegend, nicht zuletzt um Setzungen zu vermeiden. Doch mit der Realisierung wurde eine Straßenbaufirma betraut, und für die Fugen zwischen den Fertigteilen wurden (anstatt der vorgegebenen) billige Dichtungen verwendet, was Wasserverluste, schließlich Unterwaschungen und eben auch Setzungen zur Folge hatte. Das Funktionieren des ausgeklügelten Bewässerungssystems war dadurch von Beginn an in Mitleidenschaft gezogen.